Die Faltbootwelt
von Maike & Mario
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Urlaub 2008

Von Feldberg nach Kamerun 

1. Tag: Die Feldberger Seen

Fotos: KLICK HIER! 

 

Datum: 19.08.09

Ein- und Aussetzsetzstelle:  52°20.47’52’’N; 13°27.30’’83’ O; 85 m ü.d.M.

Strecke: 19 km

 

Der „Campingplatz am Bauernhof“ liegt am untersten Zipfel des Breiter Luzin und war Ausgangspunkt für die ersten beiden Tage unserer Tour von Feldberg bis Kamerun (Campingplatz in Waren/Müritz).

An diesem Morgen starteten wir mit leeren Booten und fuhren am Westufer des Breiter Luzin entlang, welcher uns mit seinem türkisen Wasser gleich verzauberte, mit Rückenwind kamen wir recht flott voran, über uns Schäfchenwolken. Wir machten einen kleinen Abstecher in den Luttersee mit seiner kleinen Insel. Hier ist das Wasser etwas dunkler, aber dafür keine Wellen und wir glitten so über das Wasser auf dem schon die ersten goldigen Erlen- und Eichenblätter den vor der Tür stehenden Herbst ankündigten.

Wieder auf den Breiter Luzin – Gegenwind und wir fuhren Quer über den See um die türkisen Wellen kreuzen zu können, auf denen hier und da eine schöne weiße Gischt tanzte. Wir fuhren in den Luzinkanal, der uns in den Haussee führte, hier konnten wir wieder gemütlich das Ufer abpaddeln. Vorbei an zwei Inseln, zwei Wasserskischanzen und zahllose bunte Bälle, die als Parcoursmarkierungsbojen umfunktioniert wurden. Und wir bekamen hier auch unseren ersten Eisvogel zu sehen. Kurz nach dem wir die Hütte von Ranger-Tours passiert hatten, kam auch schon die „Skyline“ von Feldberg in Sicht die Kirche als höchster Punkt und zu ihren Füßen die Häuschen der Stadt. Am Ufer ein schmuckes Wassergrundstück nach dem anderen, das ihre Besitzer in voller Blüte erstrahlen ließen.  

Pause machten wir im „Deutschen Haus“, hier bekamen wir ein mickriges Würzfleisch zu essen, das gar nicht mal so lecker war, aber das große Hefeweizen, der Espresso danach und die nette Bedienung machten das wieder wett.

Kurz bevor wir unsere Tour fortsetzten stieg ein Vater mit seiner vielleicht 3 jährigen Tochter in den Kolobri, der am Steg vor dem Restaurant stand ein. War ein putziger Anblick die kleine in ihrer Rettungsweste.

Und so machten wir uns wieder daran den Haussee weiter zu umrunden. Ein schmaler Kanal, der Seerosenkanal führte uns dann wieder zu unserem Campingplatz.  

 

2. Tag: Von Feldber bis Kolbatzer Mühle

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Datum: 20.08.08

Einsetzstelle:  53°20.47’52’’N; 13°27.30’83’’ O; 85 m ü.d.M.

Aussetzstelle:  53°14.33’59’’N; 13°23.37’42’’ O; 80 m ü.d.M.

Strecke: 16,5 km

Nach einem schönen Frühstück verließen wir den Campingplatz am Bauernhof und fuhren den Schmalen Luzin herunter, der Wind kam in kräftigen Böen aus Süden, also Gegenwind. In einer windschattigen Bucht haben wir mit einem Schweriner in seinem Klepper Aerius Expedition  Bekanntschaft gemacht, der mit seiner Tochter(T67) hier unterwegs war. Also fuhren wir ein Stückchen gemeinsam. Nach dem wir für knapp 500 m Rückenwind hatten ging es ganz versteckt in den Bäk einen lauschiges Kanälchen, das uns zu dem Carwitzer See führen sollte. Den Eingang hätten wir fast verpasst, wenn uns nicht ein netter Angler den Weg gewiesen hätte. In diesem wunderschönen sich durch einen schönen Wald windendem Bächlein fing es auf einmal so plötzlich an zu Regnen, das selbst das grüne Dach des Waldes uns kein Schutz mehr bieten konnte. Mario, der Klepperfahrer und seine Tochter waren schon voraus und als ich an der Umtragestelle an der Brücke ankam war Mario schon ausgestiegen und hatte sich irgendwo untergestellt und der Schweriner hatte seine Tochter und sein Boot unter eine schmale Brücke gezogen. Für mich und Marios Boot war auch noch Platz unter der Brücke. So haben wir uns auch das Umtragen gespart, denn so nass wie der Schweriner und ich durch das Wasser von oben waren, hat es uns auch nichts mehr ausgemacht die Boote in dem kniehohen Wasser über die beiden Schwellen zu heben und uns somit das Umtragen zu sparen. Leider bin ich beim Überdieschwelletragen meines Bootes auf einem der rutschigen Steine ausgerutscht und bin erst einmal der Länge nach in den Bach gefallen. Zum Glück hatte Mario seinen Packsack mit der Kleidung griffbereit und konnte mir mit einer kurzen Hose aushelfen. Der Schauer war schnell vorbei und während meine Sachen trockneten kamen wir mit dem Schweriner etwas ins Plauschen.  Lange konnten wir uns aber nicht aufhalten, denn wir hatten ja noch ein paar Kilometerchen vor uns. Das letzte Stückchen des Bäk-Kanal war einfach nur bezaubernd, diese grüne Höhle.

Den darauf folgenden Carwitzer See, der auf unserer Wasserkarte wie ein winkender Puhmuckel aussieht haben wir links liegen lassen.  Und haben dafür den langezogenen Dreetzsee überquert auf dem wir einige Haubentauchermuttis bei der Fütterung ihrer Jungen beobachten. Und schon war die nächste Umtragestelle voraus.

Wir strandeten auf einem wunderschönen Sandstrand, der von den Qualen, die uns erwarteten nichts ahnen ließ. Wir hatten rund 600 m zu Fuß vor uns, die Boote voll beladen und die Hälfte des Weges führte uns auf eine Straße stetig bergauf. Tja und wo es hoch geht muss es auch wieder runter – und wie- ein schmaler, ausgetretener Pfad mit zahlreichen Schlaglöchern, welche der Regen fleißig ausgespült hatte und da dieser schmale Grad mitten durch den Wald führte hatte unser Bootswagen auch reichlich mit dem Wurzelwerk zu tun. Ein harter Kampf, nicht nur körperlich, sondern auch für die Gemüter. Aber endlich wieder auf dem Wasser, dem Krüselinsee, war der Stress schnell vergessen und wir durften Zeuge eines sehr spannenden Kampf zwischen zwei Anglern und einem Fisch sein.  Sieger waren natürlich die Angler, die nach dem sie diesen riesen Brocken endlich im Netz hatten fuhren die Beiden mit ihrem Schlauchboot zu der Insel des Sees. Am Ende des Krüselin  erwartete uns schon die nächste Umtrage. Die Strapazen der Vorigen noch deutlich in Kopf und Knochen entschieden wir uns zunächst in einem gemütlichen Gasthaus, direkt an der Umtragestelle, uns mit Wildsülze und Bratkartoffeln für die nächste Schlepperei zu stärken.

Auch hier hatte es unser Ekla nicht leicht sich durch einen schmalen matschigen Pfad zu pflügen.  Aber es war wenigstens relativ eben. Wir haben ja schon viel in unsern Faltbooten gesehen, aber was wir hier zu sehen bekamen übertraf all unsere Träume.

Wir gleiten dahin durch kristallklares Wasser, meist nur 20 cm tief. Der Krüseliner Flies ist so klar, dass wir glauben zu schweben, unsere Blicke dürfen ungetrübt die Wunder dieser Unterwasserwelt erleben. Mal feinster Sand, mal die schönsten Unterwasserpflanzen in den verschiedensten Formen und Größen, die in der sanften Strömung zu tanzen scheinen und hier und da einen Blick auf seine Bewohner freigeben, Rotfedern, Barsche und Plötze. Der schmale Flies windet sich durch einen urzeitlichen Wald, in dem die am Ufer stehenden Bäume ihre riesigen knorrigen Wurzen ins Wasser strecken. Zahlreiche Farne, Gräser, Sumpfvergissmeinnich und der bittersüße Nachtschatten kitzeln das Bächlein und wiegen sich im Rhythmus der Strömung. Das Klopfen eines Spechtes hallt durch den Wald und hier und da sehen wir das vertraute Aufblitzen eines Eisvogels.  Über den vereinzelten Seerosenfeldern im Kehrwasser der kleinen Buchten tanzen verspielt die Prachtlibellen und erinnern an Feen in ihrem lustigen Spiel. So verzaubert von dieser natürlichen Idylle siegt die Fantasie über den Verstand. Zwischendurch fahren wir über den kleinen und den großen Mechinowersee und fahren dann wieder durch den Wald auf dem Krüseliner Flies bis wir an der Kolbatzer Mühle ankommen. Ein Eldorado für jeden Schnitzereifan wie mein Paps. Kurz vor der Bucht in der wir unsere Boote aus dem Wasser gezogen haben schwimmt ein Floss mit einem Zelt, zwei Steckstühlen und einem Ofen. An Land fanden wir einen Biwak-Platz vor und an der Mühle mit Biergarten, voll mit allerhand geschnitzten Kunstwerken, konnten wir Brötchen für den Morgen bestellen und der nette Besitzer hat uns angeboten die Vollstammblockhütte auf dem Biwak-Platz zu mieten. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Was für ein schnuckeliges Hüttchen. Wie der Name schon sagt aus ganzen Baumstämmen mit einer kleinen Terrasse mit Ofen und einem spitze Moosdach, drinnen ein Holzbett mit Moskitonetz, ein kleines Tischchen mit Öllampe und ein paar Teelichter und zwei Steckstühle. Und draußen an der Wand angebracht ein kleiner Feuerlöscher.  Beim Abendbrot auf der Veranda mit Blick auf den See ließen wir die Seele baumeln und verbrachten eine wunderschöne Nacht in dieser romantischen Unterkunft.

 

3. Tag Von Kolbatzer Mühle bis Wurlsee

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Datum: 21.08.08

Einsetzstelle:  53°14.33’93’’N; 13°23.31’07’’ O; 73 m ü.d.M.

Aussetzstelle:  53°13.26’16’’N; 13°17.00’71’’ O; 61 m ü.d.M.

Strecke: 10,5 km

Nach einem herrlichen Frühstück bei Sonnenschein auf der Veranda unseres Traumhauses packten wir unsere Boote und setzten unsere Tour fort. Die Einsatzstelle war diesmal besonders fies, ein schmaler matschiger Pfad führte zu einem Bächlein. Einerseits haben wir uns über die schrecklichen Einsatzstellen immer aufgeregt, aber andererseits, sorgen sie auch dafür, dass nur wirkliche Naturfreunde sich diese Plackerei antun und die Natur weitgehend unberührt bleibt, und nach jeder Schlepperei wird man ja wieder belohnt. Auch hier verzauberte uns ein wunderschöner Flies  wieder nach wenigen Metern, zu Anfang hatten wir sogar eine nette Strömung durch den Zufluss der Forellenzuchtbecken. Schon bald durften wir aussteigen und mussten unsere Boote treideln, denn es wurde immer flacher und wir warteten durch das herrlich klare Wasser. Als wir wieder einsteigen konnten führte uns der Flies durch ein hohes Schilflabyrinth bis wir an der Schreibermühle ankamen. Hier wurden wir schon beim Aussteigen abgefangen und uns wurde ein großer Bootswagen angeboten, als Dank tanken wir bei dem netten Wirt eine lecker erfrischende Fassbrause.

Nach einem kleinen Stückchen schmalem Mühlenflies erreichten wir den Küstrinsee, hier erwartete uns natürlich wieder ordentlich Gegenwind. Beim  Fischer angekommen wies uns ein Schild darauf hin, dass bei diesem niedrigen Wasserstand an das Fahren über das Küstrinchen Bächlein nicht zu denken sei. Wir hatten nun 3 Möglichkeiten offen, einen Bootswagen vom Fischer ausleihen und 6 km umtragen, ein Taxishuttle mieten oder den Ponyshuttle. Na ist doch wohl klar für was wir uns entschieden hatten…

Aber zunächst mussten wir noch warten bis der Kutscher sein Bier genossen und die Ponys ein bissel Heu gemampft hatten, denn die drei kamen gerade von einer Tour zurück und wollten für heue eigentlich Feierabend machen, aber dann hatte er sich von uns doch erweichen lassen. Mario und der Kutscher haben die Boote auf den Trailer gehoben und festgezurrt und ich durfte nur zugucken. Wir nahmen neben dem bestimmt 70jährigen Kutscher auf dem Kutschbock platz und los ging es, Susi die schon 20 Jahre auf dem Buckel hatte und ihr 7 Jahre jüngerer Sohn Hansi fuhren uns sicher durch den holperigen Wald. Der Alte taute so langsam auf und erzählte uns, dass er diese Kutsche ganz allein gebaut hat und gab einige Schwänke aus seinem Leben zum Besten, erzählte wie das Geschäft lief und einige nicht ganz jugendfreie Witze. Er gab uns auch Ratschläge wo wir am besten die Nacht verbringen könnten und erzählte uns die Geschichte von dem Ort an dem er vorhatte uns abzusetzen: Dem Biwakplatz am Fegefeuer. Früher lebten in dem Kloster in Himmelpfort Nonnen und Mönche, aber irgendwann haben die Mönche ihr Keuschheitsgelübde gebrochen und sind über die Nonnen hergefallen. Als strafe wurden sie an eben diesem Ort dem „Fegefeuer“ verbannt, sie mussten zusehen wie sie hier zu Recht kamen lediglich Wäsche kam aus Himmelpfort. Nun  ich muss sagen dieses ehemalige Exil der bösen Buben ist schon ein schönes Fleckchen Erde.  Hier an einem Biwakplatz ließen wir nun unsere Boote in den Küstrinchener Bach mit angehaltenem Atem den wohl schönsten Abschnitt unserer ganzen Tour erleben und ich meinte nicht anders, als ob das Herz recht angenehm verblutete. So schien Charakter der Bächlein in Feldberg, wie ich ihn am Tag zuvor beschrieben habe wie ein blasser Schatten der schönen Pracht des Küstrinchener Bach. Berauscht nahmen wir von diesem Bach Abschied und fuhren über den Oberpfuhlsee. Uns boten sich hier zwei Umtragemöglichkeiten, entweder beim Treibholz ca. 300 m umtragen und direkt in den Nesselpfuhl oder weiter über den Oberpfuhlsee und nur knapp 50 m umtragen und in den Stadtsee einsetzten. Wir entschieden uns für die zweite Möglichkeit und so trafen wir auf das Pestmonster – langsam schwamm es in dem See und kam uns immer näher. Todesmutig, wie wir sind hielten wir weiter darauf zu. Beim näher Kommen sahen wir, dass es ein Surfbrett war, dass von einem älteren Herren geschoben wurde, der hier mühselig den Oberpfuhl von seiner Wasserpest befreit, indem er die Pflanzen Büschel um Büschel Schwimmenderweise aus dem See klaubt und auf sein Surfbrett wirf und so den ganzen See regelmäßig reinigt, damit er nicht völlig zukrautet.

Dann hieß es wieder Umtragen, oh was haben wir geflucht, dass wir nicht die 300 m umgetragen haben. Hier waren es zwar nur 50 m, aber die hatten es in sich, mit ihren gefühlten 75 % Gefälle und wieder ein geschlängeltes Pfädlein mit zig Schlaglöchern. Ach was doch diese Umtragestellen eine Bewährungsprobe für eine Beziehung sind. Wenn man gemeinsam solche Hürden gemeistert hat, kann einen nichts mehr in dieser Welt entzweien. Aber schon nach den ersten Paddelschlägen ist der Ärger verraucht und wir fuhren über den Stadtsee, bogen dann in einen kleinen Kanal, der uns vorbei an kleine Bootshäuschen und Gärten führte und dann ging es über den Nesselpfuhl und in den Wurlsee. Die Sonne kitzelte schon bald die Baumspitzen des Waldes, der den Wurlsee einrahmt. Wunderschöne Schattenspiele bot uns dieser spiegelglatte See. Auf dem Campingplatz Wurlsee trafen wir auch wieder auf den Mann mit seinen beiden Kindern.  Schnell bauten wir unser Haus auf, bevor es zu dunkel wurde und dann aßen wir zusammen mit den dreien ausm Trangiapott und tranken einen guten Tropfen ausm Tetrapack.

 

4. Tag: Von Wurlsee bis Röblinsee

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Datum: 22.08.08

Einsetzstelle:  53°13.26’16’’N; 13°17.00’71’’ O; 61 m ü.d.M.

Aussetzstelle:  53°11.14’08’’N; 13°07.42’97’’ O; 55 m ü.d.M.

Strecke: 21 km

  

Der Campinglatz Rehberge ist eine sehr gepflegte Anlage, gute Sanitäranlagen. Der Sandstrand und die Bootsregale auf die man die Boote in der Nacht über Kopf gut lagern kann sind sehr einladend für Wasserwanderer.

Zu Beginn führte unsere Tour uns zurück über den Wurlsee und Nesselpfuhl auf den großen Lychensee auf dem wir direkt am Anfang einen kleinen Abstecher in einen kleinen Moorteich machten, an dessen Eingang wir skeptisch von einer großen Komorangesellschaft beäugt und beschimpft wurden. Das Gezeter begleitete uns die ganze Fahrt über den Moorteich, der an sich ruhig und schon vor uns lag, mit einigen Seerosenfeldern. Das Ufer reich beschmückt mit einer bunten Palette der schönsten Blumen. Vorsichtig schlängelten wir uns durch die Seerosenfelder, darauf bedacht nur sehr flach und langsam zu paddeln um den Grund nicht aufzuwühlen. Denn ein kräftiger Paddelschlag wirbelte die Schicht über dem Moor auf und trübte unschön das ansonsten sehr klare Wasser, aber noch viel schlimmer war der Gestank den der aufgewühlte Grund verursacht, bestialisch.

Den großen Lychener See überquerten wir mittig, zwischen den Insel durch, direkt auf die Kanaleinfahrt zuhaltend. Auf dem letzten Drittel des Sees überholten wir eine Faltbootfamilie in ihren zwei Klepper-Aerius-IIern, voll beladen pflügten sie sich durch die Wellen jeweils ein Elternteil und ein blondschopfiges freudestrahlendes Mädchen. Wir sollten nochmals auf dieses lustige Quartett treffen.

Der Woblitzkanal ist wirklich sehr schön und natur belassen, aber leider schon für Motorboote freigegeben. Ach was war das schön bisher ohne diese stickigen, lärmenden Ungeheuer, aber nette Menschen waren darauf anzutreffen. In dem Kanal sahen Mario und ich plötzlich ein aufgeregtes Gezappel im Wasser, beim Näher kommen sahen wir, dass es eine sehr große Libelle, die hier verzweifelt um ihr Leben strampelte, ich nahm sie auf die Schaufeln und setzte sie zum Trocknen am Ufer ab.  Nach gut 3 km Kanal kamen wir auf den Haussee von Himmelpfort. Kurz hinter der Kanalausfahrt befindet sich am rechten Ufer ein Biwakplatz. Auch hier machten wir einen kleinen Abstecher auf den Modderfitzsee, diesen umrundeten wir allerdings nicht, sonder hielten direkt auf seine Erleninsel(inklusive schaurigem Erlenbaumgeist, der direkt am Ufer der Insel steht) zu und umrundeten diese. Wieder auf dem Haussee machten wir eine wundervolle Entdeckung: Kurz vor der Schleuse geht am linken Ufer ein kleiner Kanal ab, der uns direkt zu dem „Gastgarten am Mühlenfließ“ führte.  Ein wundervolles Restaurant mit einer kleinen Wasserwanderanlegestelle und einem Biergarten, sehr schön geschmückt mit viel Phantasie und Liebe zum Detail, das betrifft nicht nur die Dekoration sondern auch die Speisen. Hier wird des Wanderers(sei es im Boot, auf dem Rad oder Schusters Rappen) feiner Gaumen verwöhnt, Speisen in A-Moll in herrlichem Ambiente.  Und wen trafen wir hier an? - Die fröhliche Faltbootfamilie, ne was für ein spannendes Quartett die Christiane, Thomas, Fredericke und Marlene. Aber die vier zog es schon weiter, als wir uns noch einen himmlischen Nachtisch bestellten, denn wir konnten einfach nicht genug bekommen. Bei dem Nachtisch gesellte sich die Besitzerin zu uns, was für ein liebevoller Mensch. Eine Bayerin die selbst wohl gerne paddelt und diese Landschaft hier so verzaubert hatte, dass sie beschlossen hatte von Bayern nach Mecklenburg auszuwandern um hier diesen urig schönen Gastgarten zu eröffnen.  Wir können wirklich nur jeder feinen Paddlerzunge empfehlen im Gastgarten hier zu pausieren. Trotz unserer vollen Bäuche schaffte es die Schleuse in Himmelpfort uns Hochzuschleusen. Über den Stolpesee ging es geschwind, weil keine Wellen und kein Wind. Ab hier waren wir dann übrigens auch auf der Havel, allerdings nur für 3 km, dann fuhren wir auf den Schwedtsee um sogleich auf den klitzekleinen Baalensee an dessen Ende uns die Schleuse Fürstenberg erwartete, und hier haben wir doch tatsächlich geradeso noch die letzte Schleusenfahrt mitbekommen, puh. Ein schöner Kanal führte durch die Stadt mit schönen Wassergrundstücken an denen hier und da ein paar sehr schöne und alte Segeljollen angetäut waren. Auch als wir schon auf dem Röblinsee waren war der Himmel zwar verdunkelt, aber mit einem so plötzlichen Platzregen haben wir doch nicht gerechnet. Schnell fuhren wir auf das Kanu-Camp am Röblinsee zu. Als wir an Land waren viel uns schon gleich die 4 Finnhütten, bwz. Nurchdachhäuser auf. Als wir uns triefend nass bei dem Campingwart anmeldeten fragten wir gleich nach ob diese Hütten zu vermieten seinen und ja, kein 6er im Lotte hätte uns in diesem Moment mehr gefreut. Bei immer noch prasselnden Grüßen von Petrus nahmen wir nur das nötigste aus den Booten und lehnten sie neben den Hütten aneinander. Die Häuschen waren etwas spartanisch eingerichtet, aber hatten doch alles was man brauchte, im Erdgeschoss drei Holzpritschen, Bänke und ein Tisch und eine Treppe führte unters Dach, auch hier fanden sich zwei Holzpritschen. Da ein Schild an der Wand das Schlafen unterm Dach verbot, hatten wir es uns im Erdgeschoss gemütlich eingerichtet und uns ein warmes Süppchen zum auftauen gemacht.

Am nächsten Morgen beschlossen wir, nachdem wir die Wetterprognosen gehört hatten einen Tag an Land zu verbringen und uns Fürstenberg anzuschauen und unsere Vorräte aufzustocken. Als wir so über dem Zeltplatz schlenderten trafen wir auch die Fabofa(Faltbootfamilie) wieder, auch die vier hatten beschlossen an Land zu bleiben und wollten auch aus ihrem durchnässten Zelt in ein Nurdachhaus umziehen.

Fürstenberg ist schon ganz schön, die Kirche ist sehr imposant und hier und da stehen ein paar wirklich sehr schöne Villen zur Schau.

Abends saßen wir dann mit Christane, Thomas, Fredericke und Marlene zusammen in unserer Hütte und spielten Phase 10 und steckten die vier mit dem Skibbo-Fieber an. Und wie das so schön mit Kartenspielen ist, geht das Spiel immer irgendwann in den spannendsten Geschichten unter und nette Freundschaften entstehen.

 

 

5. Tag: Von Röblinsee bis Drewensee

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Datum: 24.08.08

Einsetzstelle:  53°11.14’08’’N; 13°07.42’97’’ O; 55 m ü.d.M.

Aussetzstelle:  53°15.43’76’’N; 13°03.04’54’’ O; 61 m ü.d.M.

Strecke: 19 km

In dieser Nacht haben wir uns unter das Dach verkrochen, denn dort oben war es viel romantischer mit Blick über den See…. 

Nu denn am nächsten Morgen konnten wir von unserem Dachfenster aus das Schwanenpaar beobachten, wie es am Ufer entlang schwamm, seinen adoptierten Jungen – eine handvoll halbwüchsiger Graugänse – im Schlepptau. Das Schwanenpaar war wohl schon Jahre lang am Campingplatz bekannt, allerdings hatte es nie selber Junge bekommen und in diesem Jahr die Adoptivbrut.

Nach einem Luxusfrühstück machten wir uns gemeinsam mit der Fabofa auf, den Röblinsee zu überqueren und in die Havel einzufahren. Hier trafen wir auch schon bald auf die Schleuse an der Steinhavelmühle, in der wir zusammen mit ein paar Motorbooten bergauf geschleust wurden.  Als wir noch auf die Schleuseneinfahrt warteten, klärten uns Rieke und Lena über das Mysterium auf, warum man im Sommer nur „weibliche“ Enten sieht. Das sind alles Teenager, bei denen die typische männliche Gefiederfarbe noch nicht abgeschlossen ist, lediglich an der Schnabelfärbung(Männchen senffarben, Weibchen orange) kann man sie in diesem Alter unterscheiden. Erklärt aber immer noch nicht wo sich die Männchen nach der Paarungszeit den ganzen Sommer über rumtreiben.

Nach dem Schleusen folgten wir der Havel weiter, ließen den Menowersee  links liegen, bis wir links über den Ziernsee fuhren, auf dem uns die ersten großen Jachten mit hoher Geschwindigkeit entgegen kamen. Die Zeit verflog nur so mit heiterem Geschwatze. Doch ab der Mitte des Ziernsee fing es das erste mal an zu regnen. Jedoch auf dem Ellebogensee bei Groß Menow bescherte uns Petrus einen Dauerplatzregen vom aller Feinsten. Ein Härtetest für unsere Ausrüstung – Test nicht bestanden – 6 – setzten.  Die Nähte der Waylandspritzdecken sind undicht. An der Havelperle, die Mitte des Ellenbogensee, hieß es leider schon Abschied nehmen. Die Faltbootfamilie wollte bis nach Rheinsberg fahren und unser weg führte nun über den kleinen Stichkanal in den großen Priepertsee. Es hatte mittlerweile aufgehört zu plästern und er See lag spiegelglatt vor uns. Der Himmel brach auf und wir konnten ein paar Haubetauchermuttis mit ihren Küken beim Fischfang beobachten. Nach dem kleinen Priepertsee machten wir ein kleines Rennen links über den Wangitzsee bis zur Kanaleinfahrt. Das nun folgende Stück Havel verbreitert sich dann etwas und ab der Rechtskurve ist es der Finowersee. Als wir dann die wunderschöne alte Holzbrücke sahen lief uns das Wasser schon im Munde zusammen, denn dahinter ist ja wie wir wussten der Fischer, auf dieses Abendbrot haben wir uns schon den ganzen Tag gefreut.

Um exakt 18.05 Uhr haben wir angelegt, da rief uns schon einer der beiden Gäste zu: „ Ihr braucht gar nicht aussteigen. Geschlossen.“ Der Verkäufer habe schon abgeschlossen und sei auf und davon, erklärten sie uns, sie selber sollten, wenn sie aufgegessen haben die Teller nach dem Essen einfach stehen lassen.

Na toll!

Mit knurrenden und murrenden Gemütern paddelten wir die letzten 2 km über den Dreewensee bis zu unserem geplanten Campingplatz. Hier kamen wir dann auch zu unserem Abendbrot, bestehend aus Pommes, Currywurst rot-weiß. War auch ganz lecker, aber ganz schön teuer.

Nach dem Zeltbau haben wir es uns an der Feuerstelle gemütlich gemacht und Marios Taschenhobo entjungfert. Während wir den Flammen bei ihrem Tanz zuschauten lauschten wir den wilden Verschwörungstheorien von 3 Teenagern, deren Fazit: Die Amis sind Schuld.

 

 

 

6. Tag: Von Drewensee bis Fleeter Mühle

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Datum: 25.08.08

Einsetzstelle:  53°15.43’76’’N; 13°03.04’54’’ O; 61 m ü.d.M.

Aussetzstelle:  53°13.15’70’’N; 12°51.38’31’’ O; 60 m ü.d.M.

Strecke: 26 km

Da wir ja gestern schmerzlich auf unser Fischabendbrot verzichten mussten, haben wir heute bei dem Fischer gefrühstückt, geräucherten Rotbarsch, Aal und Lachsforelle – vortrefflich.

Es folgten 2,5 km recht breite kanalisierte Havel bis wir endlich in die wunderschöne Schwanenhavel einbogen. Wir hatten dieses mal allerhand Gegenverkehr. Auch die Schwanenhavel ist sehr schmal und führt durch einen schönen Wald, wir sahen hier sogar einen Blaubeerbusch.

Nach endlosen schmerzlichen Schreckminuten, in denen ich dachte die SD-Karten unserer bisher fotografierten Fotos und Videos verloren zu haben konnte die Fahrt weitergehen und wir fuhren auf den Plätinsee, mal wieder Gegenwind. Hier trafen wir auch wieder auf die 3 Verschwörungstheortiker. Dann hieß es Umtragen, über den Kanuhof Wustrow, ein wirklich schöner Wasserwanderrastplatz. Letztes Jahr haben wir ja hier eine Nacht auf der Obstwiese verbracht. Sehr nette Leute,  sanitäre Anlagen sind auch schön und keine zwei Minuten zu Fuß gibt es einen Bäcker mit frischen Brötchen. Die Einsatzstelle ist sehr komfortabel, danach folgt ein kleiner seerosenreicher Moorsee, von Birken umrahmt. Auf dem Klenzsee hatten wir noch etwas Rückenwind, den wir auf den darauf folgenden Gobenowsee gut hätten nutzen können, aber natürlich, herrschte dort wieder absolute Windstille. 

Wir wagten es ja kaum zu hoffen, aber kaum ein paar hundert Meter in der Dosenower Bek begrüßte uns schon das Schnadderinchen-Quartett vom letzten Jahr. Diese vier Entchen + 1, dieses Jahr waren es 5, folgten uns auf Paddel- und Flügelschlag fast bis zur Reviergrenze den Brückerresten der Holzbrückr, nachdem sie spitz bekamen, dass wir noch zwei Brötchen für sie vom Frühstück aufbewahrt hatten. Diese Brückenruine ist kein historisches Denkmal wie die uralte Brücke am Finowersee, sonder wurde Mitte der 90iger in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme errichtet – es stehen lediglich nur noch die Stützpfeiler….

Wir hatten nach der Brücke keinen Gegenverkehr mehr und der Kanal lag still und klar vor uns der Birkenwald und Himmel spiegelte sich perfekt im Wasser. Und das einzige Geräusch kam von einem Schwarzspecht der uns ausmeckerte, als wir seinem Vogelbeerenbaum zu nahe kamen.

Auch der Rätzsee lag ganz ruhig da und die tief liegende Sonne und die Wolkenbilder spiegelten sich so schön wieder. Wir waren ganz allein auf dem See, es war so still, nur die bettelnden Rufe der Haubentaucherjungen schallten über den See.

Bald nach den Bootshäusern am rechten Ufer war auch schon die Einfahrt zum letzten Kanalstück zu erkennen. Ein zauberhafter Kanal, die untergehende Sonne schickte hier und da ein paar goldene Strahlen durch das Blätterdach und schon erwartete uns die Sandbucht an der Fleether Mühle. Also hier müssen wir leider einige Minuspunkte vergeben. O. k. wir kamen recht spät an, aber keinerlei Präsents, von daher keine Möglichkeit die sanitären Anlagen zu nutzen, keine Mülleimer. Nicht schön.

Aber egal wir stellten unser Zelt nahe dem Wald auf. Und machten es uns auf zwei großen Baumstämmen an einer Feuerstelle gemütlich. Während Mario uns ein Abendbrot zauberte, hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden – und war da nicht ein Rascheln hinter uns im schwarzen Wald? Mit vollen Bäuchen und wenig Lust zum Spülen entschieden wir uns die Boote gegeneinander zu legen und unser dreckiges Geschirr in der Faltschüssel und die Mülltüte dazwischen zu legen. Wir hatten gerade die Schlafsäcke zugezogen, da hörten wir ein lautes Poltern, aus der Richtung wo unsere Boote lagen. Aufgeregt jagte ich Mario aus dem Zelt, er solle nachsehen. An den Booten war kein Mensch zu sehen, aber am Waldrand hatte er 3 Augenpaare aufleuchten sehen. Bestimmt Marder. Marder im Rudel? Er hatte den Schlafsack noch nicht zugemacht, da klapperte es schon wieder. Nun sind wir beide raus – 3 Waschbären machten sich über unser dreckiges und wohl für Waschbärnasen verführerisch duftendes Geschirr und der Mülltüte her. Ne was sind das putzige Tierchen. Ich legte mich so gleich mit der Kamera auf die Lauer und konnte beobachten, wie einer auf dem Baumstamm Wache hielt, der andere die Beute inspizierte und der Dritte, huch der Dritte kam direkt auf mich zu immer näher von dem roten Licht der Kamera magisch angezogen. O. k. Verstand sagte, putziges Tier, tut Dir nix, aber als Großstadttussi siegte dann doch der „Schnell-zurück-ins-Zelt-Reflex“. Tür zu und mir war klar, dass ich da mir eine Gelegenheit entgehen ließ, die wir nicht so leicht ein zweites Mal bekommen würden. Also wieder in Lauerposition und es funktionierte. Der Waschbär kam wieder immer näher und ich schoss wie besessen ein Foto nach dem anderen bis wohl ein Kommando von den anderen den Dritten zurückrief. Und schon war ein lautes Fauchen und Schimpfen zu vernehmen, die drei schienen sich bitterlich um die Beute zu streiten.

Schnell wollten wir uns die Fotos anschauen, die ich todesmutig gemacht hatte, schwarz, schwarz, schwarz – SCHWARZ!! – ich hatte beim zweiten Mal vergessen die Klappe von der Linse zu entfernten. Lediglich ein Foto von der ersten Begegnung ist was geworden. Ahhh!

 

 

7. Tag: Von Fleether Mühle bis Bolter Ufer

Fotos: KLICK HIER! 

Datum: 26.08.08

Einsetzstelle:  53°13.13’47’’N; 12°51.37’44’’ O; 60 m ü.d.M.

Aussetzstelle:  53°22.33’11’’N; 12°46.00’60’’ O; 60 m ü.d.M.

Strecke: 26 km

Am Morgen inspizierten wir erst einmal den Tatort des Räuberzuges vom vorigen Abend. Die Drei hatten ganze Arbeit geleistet, die Suppenschüsseln waren blitzblank geschleckt, auch das Glas mit der Sülze lag sauber zwischen den Fetzten der Mülltüte.

Als wir Zeltplatz verließen setzten wir hinter der abgebrannten Mühle ein und hier stiessen wir auf ein Faltbootgruppe mit zwei Aerius II Booten im Waylandkostüm,das erste und einzigemal auf der ganzen Tour.Wir fuhren bei noch blauem Himmel los, den Vilzsee links liegen lassend ging es über den lang gezogenen, schmalen Mössensee. Hier hatten wir noch etwas Schutz durch ein Polizeiboot, dass hier Patrouille fuhr, so dass alle Motorjachten schön nach Vorschrift fuhren. Aber auf dem Zotzensee war das Polizeiboot am Horizont verschwunden und die Motorjachtfahrer legten den Gashebel auf den Tisch und sausten an uns vorbei als ob es kein morgen mehr gibt. Ach was man da so lustige Wellen mit macht und in welche Gefahr man die blöden Paddler bringt, oder was man dem Ufer und seinen Bewohner antut, an dem man so nah vorbeiflitzt ist doch mir als Motorjachtfahrer völlig schnuppe. Diese ganzen Freizeitkapitäne oft in Leihbooten ohne nur die geringste Ahnung, was man ja  auch in den Schleusen immer wieder bewundern kann und hoffen dass man so einen gemeingefährlichen Idioten nicht neben sich stehen hat.

In den nachfolgenden 2 km Havel schwatzen wir mit einem Paar in Festbooten aus Mühlheim a.d. Ruhr. Auch dieses Stück Havel barg einige Gefahren nicht von Motorjachten, nein von einer unbeaufsichtigten Schulklasse in acht Kanus, kreuz und quer fuhren sie wie die besoffen von einem Havelufer zum anderen ohne Rücksicht auf Verluste.

Zum Glück hängten wir die Kids auf dem Mirower See ab. Ziemlich mittig hielten wir am linken Ufer an um auszutreten. Und was entdeckten wir da auf einer weiten Butterblumenwiese? Ein Kranichpaar ! Es wartete hier durch das Gras und rief dabei sehr laut bis beide sich in die Lüfte erhoben, was für ein schöner Anblick. Nach einem weiteren Stück schönen Kanal, in dem Mario einen Mistkäfer vor dem Ertrinken rettete.

Und nun war auch endlich wieder Schluss mit Motorbooten. Es folgte das Granzower Möschen, über dessen Aussprache Mario und ich uns immer noch streiten. Wir fuhren auf dem Möschen links um die Insel und folgten einer wunderschönen Schilflandschaft, kurz vor dem Großen Kotzower See sahen wir zwei Schwarzmilane, die sich jagten. Nach dem Kotzower See folgte noch ein etwas bewaldetes Stück Kanal bis wir auf den Leppinsee kamen. Wir hatten übrigens seit dem Mirower See Rückenwind!! Auf dem Leppinsee machten wir kurz vor der Schilfinsel am rechten Ufer Pause beim Paddel-Paule. Wieder etwas gestärkt ging es weiter – die Alte Fahrt! Entlang der Betonnung über Woterfitzsee, hier war es wieder windstille und an der Zeit für hunderte von Haubentauchermuttis ihre Kücken zu füttern, vor allem ein Küken ließ sich ganz in unser Nähe füttern und hatte wirklich ganz schön zu kämpfen mit diesem riesigen Fisch. Auf dem Caarpsee sahen wir einen Schwarzmilan. Ach was ist das schön hier in dem Naturschutzgebiet ohne Motorboote, diese Stille einfach herrlich.

Nach dem Caarpsee fing der Bolter Kanal an, und auf dem Stück bis zur Bolter Schleuse sahen wir wahrhaftig mindestens 15 Eisvögel, wem nicht doppelt soviele. Nur ganz langsam ließen wir uns treiben um dieses zauberhafte Treiben der blauen Blitze beobachten zu können.

An der Bolter Schleuse mussten wir umtragen, hier steht den Wasserwandrern auch ein riesiger, schwerer Bootswagen zur Verfügung. Wieder auf dem Bolter Kanal kam uns auch sogleich ein Motorboot mit Volldampf entgegen und wir bekamen nur noch einen Eisvogel zu Gesicht. Danach ging es hinaus auf die Müritz – aaah – aber nur ein paar hundert Meter, bis uns der weite, weiche weiße Sandstrand des Campingplatz am Bolter Ufer willkommen hieß. Auch hier können wir 5-Wasserwander-Rast-Sterne vergeben. Toller Campingplatz mit allem Drum und Dran und vor allem sehr, sehr netten Personal.

 

 

8. Tag: Über die Müritz bis Kamerun

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Datum: 27.08.08 

Einsetzstelle:  53°22.33’11’’N; 12°46.00’60’’ O; 605 m ü.d.M.

Aussetzstelle:  53°30.34’77’’N; 12°38.55’25’’ O; 64 m ü.d.M.

Strecke: 31 km

 

Als wir uns bei dem netten Campingwart abgemeldet haben riet dieser uns tunlichst von einer Weiterfahrt bei dem starken Südwestwind ab, wir sollen doch lieber am nächsten Tag fahren oder gar ganz abbrechen. War wirklich gut und lieb gemeint, aber das kam für uns nicht in die Tüte.

Der ursprüngliche Plan bestand darin direkt auf die Landnase von Steinhorn zuhalten, da die Wellen aber in einem so steilen Winkel kamen mussten wir einen Umweg machen und gegen die Wellen paddeln. Aus dem Bolter Kanal kam ein älteres Paar in ihrem RZ85, die beiden sind einfach mal locker flockig vor uns durch die Wellen gepaddelt. Wir folgten ihnen von Boek Richtung Rechlin, doch schon bald hatten uns die ältern Herrschaften abgehängt und fuhren bei Rechlin in den Hafen. Wir hielten unbeirrt auf unser neues Ziel: Zielow zu. Es war wirklich ein spaßiger Wellenritt, Happy hour für Endorphincocktails. Wir verfehlten Zielow nur knapp und machten ersteinmal ein kleines Päuschen in einer schönen Bucht. Nun hielten wir uns in dem netten Windschatten am Ufer vorbei am Müritzpark Luhdorf, links um das Steinhornkap und ungeschoren über das kleine Unterwasserfelsenmeer hinweg.  Wir mussten den Zähnerlank passieren, wir durften die Bucht jedoch nicht ausfahren und weiter im Windschatten fahren, da der Zähnerlank unter Naturschutz steht. Was auch tausende von Wasservögeln nutzen, also hielten wir auf die Landzunge(Großer Schwerin) zu, die ebenfalls mit abertausenden von Vögeln besiedelt war. Wir hatten die Betonnung der Landzunge noch nicht ganz passiert da gerieten sie auch schon, wie wir das ja auch von unseren Wellensittichen zu Hause kennen, völlig grundlos in Panik und flatterten und schnatterten wirr durcheinander. Wir kamen uns vor wie in dem Alfred Hitchcock Klassiker nur in bunt und im Film riecht man auch nicht die Vogelscheiße so wie den Dunkduft, der von der Landzunge zu uns herüberwehte. 

Wieder gegen die Wellen kreuzend sind wir in die Röbler Buch eingefahren, um dann anschließend rechts beizudrehen und wieder im Windschatten am Campingplatz Gotthun und Hirschberg vorbei in die Sitower Bucht zufahren. Hier fuhren wir fast bis Sietow, bis uns die Wellen die Chance gaben beizudrehen und wir vor Sietow in einer kleinen Bucht anhielten und völlig entkräftet und mit voller Blase an Land gingen.  Nachdem wir uns die Beine vertreten hatten, Pause machten und uns mit Müsliriegel gestärkt hatten wurden wir endlich belohnt: wir hatten Rückenwind! Zunächst etwas schwach, aber dann immer stärker und wir flogen nur so an Klink vorbei.  Auf der Höhe des Müritzhotel setzte eine Dünung ein, die uns dann durch die Enge des Halses zur Eldenburg (große grüne Boje) brachte, hier stießen wir auf unsere Müritzüberquerung mit einem lecker Weizen an und Endspurt zum Heimathafen des Campingplatz Kamerun. Hier erwartete uns schon ein nettes Empfangskomitee: Marios Papa, Arthur und Marios Nichten Paula und Chandra.

 

Von Kratzeburg bis Blankenförde

Fotos: KLICK HIER!

Datum: 04.09.08

Einsetzstelle:  53°25.35’71’’N; 12°55.59’14’’ O;  60 m ü.d.M.

Aussetzstelle:  53°21.13’61’’N; 12°55.19’41’’ O; 60 m ü.d.M.

Strecke:  14 km

Ausgangspunkt und Einsatzstelle für diese Tour war beim Kanu-Hecht, geführt von einem superlieben Ehepaar, die neben dem Imbiss R`-adler-Rast auch noch Kanus, Kajaks und Fahrräder vermieten, einen Shuttleservice für Personen, Boote und Fahrräder anbieten. Und auch diverse Übernachtungsmöglichkeiten werden angeboten, sei es mit dem eigenen Zelt auf einer kleinen Wiese, in einem kleinen, gemütlichen Gasthaus oder im luxuriösen Ferienhaus mit Terrasse, Sauna und Dampfdusche. Aber das absolute Highlight sind meiner Meinung nach die drei riesigen Cognacfässer, hier wurden jeweils ein Fenster und eine Tür eingebaut, ein kleiner Tisch, zwei Bänke(die zu einem Bett umgebaut werden können), es gibt sogar Licht und hübsch eingerichtet mit Gardinen und Geranien vor dem Fenster. Einfach wunderbar und sehr einfallsreich, wer kann schon von sich behaupten, dass er in einem Cognacfass geschlafen hat? Den Shuttleservice nahmen wir auch in Anspruch und die nette „Hechtfrau“ fuhr mit ihrem Van hinter uns her zu unserem Ziel: Blankenförde, so dass wir unser Auto dort parken konnten und fuhr uns beide dann wieder zurück nach Kratzeburg.

Nun gut bei diesen netten Leuten hier im Havelquellreich starteten wir nun unsere Tour und fuhren, natürlich bei Gegenwind, über den Käbelicksee, hier sind zwei Inseln, über der einen konnten wir den Fischadler bei seinem Streifzug über seinem Revier beobachten.  

Am Ende des Käbelicksee geht es in das erste für Kajaks befahrbare Stück Havel, die nach knapp 2 romantischen Kilometern in den Granziner See mündet, den wir rechts liegen ließen und immer schön brav an der Betonnung vorbei fuhren.  In dem nächsten kurzen Abschnitt Havel entdeckten wir nahe gelegenen des Wasserwanderrastplatz ein Bäckermobil. Es wollte gerade wieder losfahren, aber Mario spurtete schnell los und kaufte der Bäckerin zwei gefüllte Streuselschnecken ab, die wir sogleich genüsslich verputzten. Es folgte ein Minisee namens Schulzensee, hier konnten wir in dem flachen Wasser sogar einige Fische beobachten. Nach wenigen hundert Metern bezaubernde Havel(Mario fuhr schon voraus, ich blieb an den schön verschnörkelten Baumwurzeln hängen und ließ mal wieder meiner Fantasie freien lauf), kamen wir zu der ersten Umtragestelle. Hier hat sich jemand wirklich etwas sehr paddlerfreundliches ausgedacht, dass den Wasserwanderern die knapp 700 m Umtragen erleichtert: die Lorenbahn. Mitten durch den Wald führen hier die Schienen im Endloskurs durch die Wendehammer an den Ein- bzw. Aussatzstellen. Es stehen mehrere Loren zur Verfügung, auf die man jeweils 4 Kajaks oder Kanus laden kann und so kann man seine beladenen Bötchen bequem durch den Wald schieben und fröhlich entspannt auf dem Pagelsee weiterfahren, der sich durch den Wald schlängelt. Wir hatten übrigens sehr schönes Wetter, der Wind hatte sich mittlerweile gelegt und dicke Wattewolken schoben sich gemächlich über uns hinweg.  Kurz bevor wir von dem Pagelsee wieder in die Havel einfuhren, paddelten wir noch unter einer sehr langen Holzbrücke her, die quer über den Pagelsee führt und dieses Jahr renoviert wurde.

In den nächsten 500 m Havel entdeckte ich einen Bittersüßen Nachtschatten, das Besondere daran war, dass er zu dieser Zeit nicht nur seine formschöne Lila-gelbe Blüte zeigte, sondern auch seine roten Beeren, einer der seltenen Pflanzen, die beides auf einmal zeigen können. Der nächste See war der Zotzensee, auch hier leiteten uns die gelben Tonnen über den See um die Natur respektvoll sich selbst zu überlassen. Im Westen zog eine dunkle Wetterwand auf und im Osten zeichnete sich ein wunderschönes Wolkenbild mit hellen und dunkeln Wolkenbändern über die Baumwipfel hinweg.  Danach windet sich die Havel durch die Auen, hie und da wurde das Ufer von Blutweidereich, Weidenröschen und von der Flockenblume geziert, auch wilde Him- und Brombeeren wuchsen hier. Die nächste Umtragestelle war bei dem Fischer in Babke, hier steht auch eine kleine Lore bereit(30 m), bevor wir diese nutzen, machten wir mal wieder eine gepflegte Pause. Eine kleine Brücke führt von den Lorenschienen über die Fischtreppe und danach über die Fischzuchtbecken zu der kleinen Fischerbude. Wir wurden stürmisch begrüßt von einem Wurf Rodweilerwelpen, herrje was waren die knuffig, so neugierig und was für spitze Zähnchen die Racker hatte, wie Marios großer Zeh erfahren durfte. Der Fischer bot einiges an Fisch Pfeil und wir entschieden uns für Maränen, diese verspeisten wir in dem klapptisch- und –stuhlbeinigen Biergarten und was hörten wir in der Ferne? Das Tröten der Kraniche, als unsere Blicke den Rufen folgten sahen wir einen Schwarm in einem entfernten Feld landen.

Gestärkt schoben wir Tümmler und Maifee über die Schienen und setzten unsere Fahrt auf der Havel fort. Kurz vor dem Jäthensee sahen wir auch endlich ein paar Eisvögel, flink huschten zwei Exemplare vor uns her bis wir sie endgültig aus den Augen verloren.

Nachdem wir den Jäthensee überquert hatten waren es nur noch ein paar hundert Meter Havel bis wir in Blankenförde unserem Ziel für diesen Tag ankamen.

 

 

 

Blankenförde bis Blankenförde

Fotos: KLICK HIER!

 
 
 
 
 
 
 

Datum: 05.09.08

Ein- und Aussetzstelle: 53°21.13’61’’N; 12°55.19’41’’ O; 60 m ü.d.M.

Strecke: 19 km

 

 

 

Am nächsten Morgen, bzw. Mittag setzten wir unsere Fahrt an der Aussatzstelle vom Vortag in Blankenförde, bzw. Kakeldütt fort. Zunächst fuhren wir vorbei an ein paar  hübsch strichenen Bootshäuschen. Dank des geschlossenen Blätterdachs fuhren wir zunächst windgeschützt über eine spiegelglatte Havel, links an einer kleinen Insel vorbei und unter einer umgestürzten Birke her, die quer über die Havel lag, jedoch für uns Paddler kein wirkliches Hindernis darstellte. Der erste See für diesen Tag war der Görtowersee, welche sich nur für ein Weilchen verjüngt und uns durch die Nationalparkkernzone führte, hier herrscht absolutes Ausstiegverbot, lieber in das Boot pinkeln, als aussteigen.  Und schon kamen wir auf den Zierzsee, meiner Meinung nach der schönste See, über den ich jemals gepaddelt bin. Ich kann gar nicht erklären warum, er ist kreisrund umrahmt von einem Mischwald mit einer kleinen Schilfinsel, herrlich schön. Dann ging es auf den Useriner See, wir hielten uns am Westufer tapfer gegen Wind und Wellen, zum Glück entschieden wir uns für das Ufer mit den meisten Buchten und hatten so einige windschattige Stellen zum pausieren. Am Ende des Useriner Sees ragten zahlreiche Stümpfe aus dem See, ob sie von frühren Stegen oder einer Brücke stammten vermögen wir nicht zu sagen. Auf jeden Fall ist hier mit Vorsicht zu fahren, die Stümpfe sind nun schon relativ rund und bieten für eine Faltboothaut keine unmittelbare Gefahr (ohne Gewähr), jedoch knapp unter der  Wasseroberfläche bieten sie ein gewisses Kenterrisiko, wenn man in voller Fahrt über sie hinweg rumpelt, können sie einen aus der Balance bringen und umwerfen. Wir haben das zum Glück nicht selbst erlebt, Mario hatte nur einen leichten Unterwasserkontakt, allerdings haben wir von einem armen Kerl bei Faltboot.de gelesen den es im RZ 85 umgehauen hat. Ein kleiner Stichkanal führt am Südufer zu der Useriner Schleuse die zum großen Labussee führt. Wir fuhren noch bis zur Schleuse und schauten uns das Schleusengelände mit seinen nostalgischen Plumpsklos inklusive Herzchenllochholztüren an und schauten verträumt auf den Labusse, den wir leider auf Grund von Zeitmangel an diesem Tag nicht befahren konnten.  Also fuhren wir wieder zurück und kurz bevor wir aus dem Stichkanal wieder auf den Useriner See kamen sprang direkt über mir ein Eichhörnchen von einer Linde am linken Ufer in eine Erle am rechten Ufer, so dass ich sein flauschig weißen Bauch bei dem Sprung sehen konnte. Es wurde ja auch mal wieder Zeit für eine kulinarische Pause, diese bot sich uns bei einem BBQ-Grill an, in dessen Biergarten uns jeweils ein riesiger Burger vorgesetzt wurde. Der hofeigene Kater zog auch seine Kreise um die Tische des Biergartens und schien besonders an uns Gefallen gefunden zu haben. Sanft schnurrend schlängelte er zunächst um unsere Beine und schwups war er auf dem Stuhl und kein Wimpernschlag später saß er zwischen den Burger auf dem Tisch.  Dieses Spielchen führte er noch ein paar mal und schnurrte sich so in unsere Herzen. Nachdem wir die Rechnung bezahlt hatten dachten wir schon es hieß Abschied nehmen, da hatten wir aber nicht die Rechnung mit der Katz gemacht, diese folgte uns nämlich bis zu Tümmler und Maifee und schon war ihre ganze Aufmerksamkeit diesen beiden Gebilden gewidmet. Lediglich die Bootspitzen hatten wir an Land gezogen und mutig sprang diese schwarzweiße Katze auf Maifee und tapste elegant am Bug bis zur Luke und begutachtete den Innenraum. Dann war Marios Boot an der Reihe und gerade hatten unsere Teufelchen auf unserer rechten Schulter den Entschluss zum Catnapping gefasst(trotz 6 Wellensittichen daheim) da sprang das schlaue Katzenvieh auch schon wieder an Land und Heim.

Nu fuhren wir maskottchenlos von dannen und ja tatsächlich mit Rückenwind, endlich mal eine Gelegenheit mein Segel – ein blauen „Wir-im-Norden-Regenschirm“ auszutesten und hey, man kommt wirklich recht flott voran.  So fuhren wir gemächlich am Ostufer entlang, jede Bucht mitnehmend und rechts an der Insel vorbei. Die reifen Eichen in den Wäldern zu beiden Uferseiten, bewegten die Eichelhäher dazu in ihrem lustigen Flugstil kreuz und quer über den See zu fliegen.

Kurz nachdem ich am Ufer wilden Hopfen entdeckte und bevor wir wieder in den Zierzsee einfuhren erhob sich aus dem Wald ein Fischadler. Ja und nun können wir wirklich mit Bestimmtheit sagen, dass das ein Fischadler war, alle Vögel die wir zuvor dafür gehalten hatten entlarvte dieser Anblick als irgendwelche Raubvögel, aber dieses riesige Tier, dass seine Schwingen prächtig entfaltete und damit den Himmel verdunkelte, war definitiv ein Fischadler. Wow.

Auf dem Zierzsee und Gortowsee schrieen die Haubentaucherküken in ihrem sträflingsfarbenen Gefieder nach Futter. 

Und bei tief stehender Sonne zogen wir in Kakeldütt unsere Boote wieder an Land und zurrten sie auf dem Opeldach fest und fuhren zu unserem Heimathafen in Kamerun.

 

Die Lahntour

Von Lollar nach Wetzlar

Fotos zur Tour: klick hier

Video 2. Bootsrutsche Giessen: klick hier

Video 3. Bootsrutsche Giessen: klick hier

Video Idylle zwischen Giessen und Wetzlar: klick hier

 

                              Datum: 09.06.08

                              Einsetzstelle:  50°38´22.65’’N; 8°41’22.02’’ O;  161 m ü.d.M.

                             Aussetzstelle:  50°24’15.12’’N; 8°30’30.12’’ O; 149 m ü.d.M.

                             Strecke: 21,70 km

                              Boote:                                      Besatzung:

                              Tümmler & Maifee                   Mario & Maike

                       

Bei schönstem Sonnenschein starteten wir die Tour bei km – 13 von dem kleinen Steg  des „Campingplatz am Wißmarer

See“.  Das erste Vergnügen mit einer Stromschnelle hatten wir schon nach den ersten 50 m und zwar fuhren wir links des

Pfeilers unter der alten Eisenbahnbrücke her, direkt hinter der Brücke bekamen wir Querströmung von links von einem

Zustrom, den wir am Tag zuvor von der Brücke aus gar nicht gesehen haben. Die flotte Strömung trieb uns schön voran und

schon ging es rasant in die nächste Stromschnelle, hier waren auf ca. 200 m sogar Slalomstangen aufgehängt. Mein

Unterschiff machte sich mit den Steinen in der Stromschnelle vertraut. Vom Popofeeling und den Geräuschen her hätte sich

mein Böötchen eigentlich gleich mit Wasser füllen müssen. Direkt hinter den Schnellen hielten wir am PC Wißmar an, für

eine Schadensbegutachtung. Die Kielstreifen haben zwar ganz schön Substanz gelassen, aber dafür sind sie ja da.  Das

lässt sich wieder reparieren. Kein Problem für Mario.

Also wieder ab in die Strömung. Hier trafen wir auch zum ersten Mal auf die 3 netten Paddler mit Chinesenhüten aus dem hohen Norden. 

Die Lahn schlängelt sich hier durch eine wunderschöne Landschaft, gesäumt von Reif-/Silber-/Buch- und Trauer-Weiden, die sich über die Lahn lehnen und das Wasser mit Ihren langen Ruten kitzeln. Wie kleine Engelchen tanzten die Bachstelzen über der Lahn bei ihrem Beutezug.

Von der schönen Landschaft verzaubert waren wir schon nach kurzer Zeit bei km – 4,5 angekommen und damit bei der ersten Bootsgasse in Giessen. Zwei Jungs in ihrem RZ 85 hatten schon die Leine gezogen, mit welcher man die Gasse öffnet. Also ohne weiteres Zögern beschleunigten wir und fuhren auch runter, bevor sich die Gasse wieder schließt. Dabei entging uns das Schild vor der Rutsche, das die Paddler darauf hinwies am Ende der Rutsche nach rechts zu lenken, da die Gasse am Ende eine leichte Kurve macht. Mario schrappte deshalb auch an der Wand lang.  Die Paddler mit Chinesenhut standen übrigens auf der Brücke des Wehrs und haben sich unsere Rutschfahrt angeschaut. Am  Ende der Rutsche fuhr ich natürlich mit voller Fahrt in Mario hinein. Wie gesagt Expeditionshäute, die halten wirklich schon einiges aus. Knapp einen Kilometer weiter war dann auch schon die 2. Bootsgasse, diese ist ständig offen, etwas kürzer und nicht so steil wie die erste, aber auch hier muss man vor dem Ende den Kurs etwas nach rechts korrigieren. Wir haben hier auch ein kleines Video gedreht. Am gegenüberliegenden Ufer konnten wir einen Fischreiher sehen, der sich am Ende der Fischtreppe positioniert hatte und nur darauf zu warten braute, dass die Fische ihm in den Schnabel flogen.

Auf km – 2,5 passierten wir die letzte Bootsgasse. An der Sohlschwelle wurde hier 2006 eine naturnahe Fischaufstiegsanlage gebaut, die unmittelbar an die bestehenden Wehrkörper angrenzt. Sie wurde als so genannte „raue Rampe“ ähnlich eines Gebirgsbaches auf einer Länge von 30 m im Flussbett ausgebildet, dabei wurden die Konstruktion der gesamten Anlage so ausgelegt, dass die Passierbarkeit für fische und Kleinstlebewesen durch eine besondere ausgestaltete Niedriegwasserrinne auch bei einem geringen Wasserstand der Lahn gewährleistet ist. Die bereits vorhandene Bootsrutsche wurde umgestaltet  zu einem Fisch-Kanu-Paß. Für diese neue Technik wurden eigens von der Uni Kassel entwickelte Borstenelemente gegeneinander versetzt installiert, sie ermöglichen dem Bootswanderer einen ungefährliches Hinabgleiten der Kanus und den wandernden Fischen eine weitere Möglichkeit, den Höhenunterschied am Wehr zu überwinden.  Hier trafen wir auch wieder auf die beiden Jungs in ihrem RZ85, Dominik und Oliver, zwei Pfadfinder aus Münster. Sie machten hier eine kleine Pause  und wir kamen etwas ins Plauschen.

Die nächsten 6,5 Kilometer führten mal durch schöne Mischwälder mal durch blühende Gras- und Schilfufer. Auf km + 4,5 hatten uns die Münsteraner auch wieder eingeholt und wir machten unsere erste Begegnung mit der ersten Selbstbedienungsschleuse in Dorlar. Ich schaute mit das alles aus der Ferne an, Marios Tümmler im Schlepptau. Olli blieb auch im RZ und Mario und Dominik haben dann die Schleuse bedient, das hieß:

Die oberen Schütze öffnen(mittels zweier Drehkurbeln) bis die Schleuse sich gefüllt hat, dann die oberen Tore mittels Drehbalken öffnen. Dann sind wir mit den Booten eingefahren. Mario und Dominik haben wieder die oberen Tore und Schütze geschlossen, die unteren Schütze geöffnet und verschnauft bis die Talfahrt beendet war. Nun musste sie die unteren Tore öffnet, wir konnten ausfahren. Und wieder die Tore schließen und auch die Schütze wieder schließen. Also vom Boot aus war das ganz nett anzusehen.  Die Jungs haben nach der Schleuse erst einmal eine Mittagspause gemacht. Kurz bevor wir unter der A45 hergefahren sind habe ich einen Otter am rechten Ufer gesehen. Auf Km 8 Kilometer wollte ich dann auch mal die Schleuse bedienen. Ja - ich weiß jetzt einen Schleusenmeister zu schätzen, das ist echt eine Schufterei, vor allem bei so schönen, aber doch heißen Wetter, da kommt man ganz schön ins Schwitzen.

Tja und dann sind wir zweimal an unserem Tagesziel dem „CP Wetzlar“ vorbeigefahren. Und wer hat da keine 10 m von uns seine Zelte ausgeschlagen? Die 3 Paddler mit Chinesenhut.

Für ein Gaskochermenü waren wir diesen Abend zu faul, also gingen wir zum nahe gelegenen Griechischen Restaurant und ließen den Tag bei gar nicht mal so leckerem Essen Revue passieren.    

 

Von Wetzlar nach Weilburg

Fotos zur Tour: klick hier

Video kleine Stromschnelle: klick hier

                              Datum: 10.06.08

                              Einsetzstelle:  50°38´22.65’’N; 8°41’22.02’’ O;  161 m ü.d.M.

                             Aussetzstelle:  50°28’30.92’’N; 8°14.19’07’’ O; 134 m ü.d.M.

                             Strecke: 32,20 km

                             

Während unserem gemütlichen Frühstück kamen wir mit den drei Paddlern  ins Gespräch. Da hatten wir also das Paar aus

Kiel und ihre Freundin aus Hannover. Was wir bei unserem grausigen Abendbrot verpasst hatten, holten wir jetzt beim

Frühstück und Abwasch nach und berichteten von unseren Paddeltouren. Die drei treffen sich jedes Jahr für 1 Woche zum

Paddeln und haben uns einige gute Anregungen für unsere Diese-Touren müssen-wir-unbedingt-paddeln-Liste gegeben.

Leider trennten sich hier schon wieder unsere Wege. Während wir weiterfuhren fuhren die drei wieder nach Giessen um

die Boote nachzuholen. Und so haben wir das erste Wehr in Wetzlar alleine gemeistert. Dieses schöne Naturwehr ähnelt

ein bisschen dem Wehr auf der Ruhr in Witten. Hier konnten wir gut treideln. Eine kleine Tücke bereitet der Steg aus Alu,

auf dem man sich Hände und nackte Füße schnell verbrennt. Nur wenige hundert Meter weiter war dann auch schon der

Wetzlarer Dom zu sehen, der 1230 angefangen wurde zu bauen und bis heute noch nicht fertig ist. Als wir näher kamen

war die wunderschöne alte Steinbrücke auszumachen und die Altstadt um den Dom herum zeichnete sich mit seinen

schnuckeligen Fachwerkhäusern ab. Direkt hinter der Brücke findet sich für uns Wasserwanderer eine Rollbahn auf die

man die Boote stellen und abwärts ziehen kann. Mit Faltbooten muss man beim Umsetzten in den Kurven etwas vorsichtig

sein, vor allem wenn die Boote so voll beladen sind. Aber netterweise hat mir ein Einheimischer aus Marburg beim Umsetzen

geholfen. Sein Kumpel und er waren zwei Tage zuvor in ihren Festbooten in ihrer Heimatstadt gestartet, zum ersten mal

wohlgemerkt. Hinter dem Wehr haben wir noch etwas verweilt und diese schöne Aussicht auf das Naturwehr, die Brücke

und die Skyline von Wetzlar bei strahlend blauem Himmel zu genießen. 1 Kilometer weiter mündete rechts die Dill in die

Lahn. Auf dem kleinen Stück zwischen Dill und Km 15 haben wir eine Bisamratte, den ersten Eisvogel und einen Fuchs

gesehen, der sich am Ufer der Lahn mit ein paar Schlucken erfrischte. Eine Entenmutter hatte mich mit ihrem aufgeregten

Geschnatter auf den Fuchs aufmerksam gemacht.

In Altenberg erwartete uns die erste Selbstbedienungsschleuse dieses Tages. Ein Haubentaucherpaar hat nur wenige

hundert Meter vor der Schleuse sein Nest gebaut. Während das Männchen aufgeregt um sein Weibchen schwamm, schaute

sie uns trotzig mit ihren blutroten Augen an, als wir die beiden passierten. Wir hatten Glück, denn die beiden Marburger

hatten gerade die Hälfte der Schleusengangarbeit hinter sich und wir beide konnten direkt einfahren. Als einer der

Beiden die Tore geöffnet hatte offenbarte sich uns eine wunderschöne Kulisse. Hoch droben hinter ein paar Tannen malte

sich das Kloster von Altenberg ab – wunderschön. In Oberbiel war ich wieder die Schleusenmeisterin, diesmal durften die

Marburger pausieren. Es folgte ein Kilometer ohne Strömung und schon waren wir an der 2. Schleuse von Oberbiel, die

wiederum von einem der Marburger bedient wurde. Mario hatte also schon drei Schleusen hintereinander nix zu tun! So

und ab jetzt wurde es richtig lustig, die nächsten 15 km, bei sehr flotter Strömung und Stromschnellen sorgten immer

wieder für Abwechslung und eine Menge Spaß. Bei Km 24 ist links Schloss Braunfels zu sehen, das erstmals 1246 erwähnt

wurde. Die Grundmauern sind bis heute erhalten, doch das Erscheinungsbild hat sich bis heute immer wieder geändert.

„Jägerfürst“ Ferdinand hat das Schloss 1845 im neugotischen Stil umgestalten lassen. Das Schloss ist seit 700 Jahren in

Familienbesitz. Bei km 26 wollten wir eigentlich unseren Paddeltag beenden, doch auf diesem Jugendzeltplatz („Leun“) war

schlichtweg nichts, kein Mensch, kein Baum, kein Schatten. Nur ein Dusch- und Toilettenhäuschen, welches allerdings auch

abgeschlossen war. Also haben wir uns entschlossen weiter zu fahren.

Bei Km 30 ist Mario in der flotten Strömung auf einer Muschelbank aufgesetzt, so dass Bootspitze und Heck in der Luft

hang. Er musste aussteigen und hat das Boot geräuschvoll heruntergezogen. Nach dem er eingestiegen war ging es weiter.

Ich hatte während der Aktion gewendet und versucht wieder zurück zu fahren – keine Chance bei der Strömung. Kurz vor

der Schleuse in Löhnberg haben wir auch die beiden Münsteraner wieder getroffen. Wir schleusten gemeinsam, machten

die Boote am Fuße des Naturwehrs fest und schlürften ein Weizenbier bei der schönen Aussicht auf das Naturwehr und

die Schleuse. Auf dem Gelände der Schleuse war eine bunte Schar von Grau-/Nil- und Weißgänsen zu beobachten.

Bier leer also weiter. Die nächsten 3 Kilometer waren leider wieder ohne Strömung, aber wir waren so ins Quatschen

vertieft, dass die Zeit nur so verging und wir Weilburg vor uns hatten.

Hier trafen wir auf eine Besonderheit: Den Schifffahrtstunnel in Weilburg. Er wurde in den Jahren 1844 bis 1847 erbaut

und ist der einzige Schifffahrtstunnel in Deutschland und zusammen mit der an seinem unteren Ausgang befindlichen

Kuppelschleuse ein einmaliges technisches Denkmal.

Bei der Kuppelschleuse werden zwei hintereinander liegende Schleusen so aneinander gerückt, dass das Unterhaupt der

oberen Schleuse zugleich Oberhaupt der unteren Schleuse ist. Die Kuppelschleuse in Weilburg ist ebenfalls eine

technische Rarität.

Hier mal einige technische Daten:
- Tunnellänge: 195,26 m; Tunnelbreite. 5,60 m, Tunnelhöhe: 6,30 m
- Zwei Schleusenkammern
- Länge jeder Kammer: 42 m, Breite jeder Kammer: 5,35 m
- Wassertiefe im Tunnel: 1,76 m
- Höhenunterschied Tunneleinfahrt–untere Schleusenausfahrt: 4,65 m

Die einfahrt in den Tunnel war schon ulkig es war wirklich stockfinster und schon nach wenigen Metern konnte man seine

Bootspitze nicht mehr sehen. Aber das Licht am Ende des Tunnels wies uns den Weg. Der arme Dominik hat die

Doppelschleuse bedient – ganz allein. Echt nett von ihm. Bei der Ausfahrt erwartete uns eine starke Strömung von rechts.

Am gegenüberliegenden Ufer war schon der nächste Jugendplatz, an dem wir übernachten wollten. Leider war der Platz im

Gegensatz zu dem JP in Leun so was von überlaufen mit Jugendgruppen, dass wir uns entschieden weiter zu paddeln.

Dominik und Oliver, als Pfadfinder wohl an solche großen Gruppen gewöhnt blieben allerdings da und durften die Aussicht

auf die Altstadt und die Weilburg genießen, die zwischen 1533 und 1572 erbaut wurde.

Wir hatten noch 2,5 km vor uns bis wir auf dem riesigen und sehr schönen Campingplatz Odersbach ankamen. Schon bei

Dämmerlicht bauten wir unser Zelt auf und machten uns noch ein Erbswurstsüppchen und krochen hundemüde in unsere

Schlafsäcke. 
 

 

Von Weilburg nach Runkel

Fotos zur Tour: klick hier

                               Datum: 11.06.08

                               Einsetzstelle:  50°28’30.92’’N; 8°14.19’07’’ O; 134 m ü.d.M.

                               Aussetzstelle:  50°24.24’89’’N; 8°09.04´71’’ O; 118 m ü.d.M.

                               Strecke: 21,85 km                         

In dem kleinen Örtchen Odersbach haben wir uns beim Metzger und Bäcker mit Leckerchen für die nächsten zwei Tage versorgt. Haben noch ganz gemütlich bei schönsten Sonnenschein und Blick auf die Lahn gefrühstückt. Dann ausgiebig geduscht in den supersauberen und schönen Sanitäranlagen des CP. Während wir unser Zelt abgebaut haben fuhren die münsteländer RZ-Fahrer an unserem CP vorbei. Gegen 12 Uhr waren wir dann auch endlich soweit und haben die Boote zu Wasser gelassen. Zwei Kilometer nach unserem heutigen Start war in Kirchhofen schon die erste Schleuse, hier hatten wir mal wieder Schwein und brauchen keinen Finger krumm machen, denn eine Truppe Jugendlicher hatte die Schleuse bedient und wir wurden netterweise mitgeschleust.  An diesem Tag wurde das Ufer immer Steiler und war herrlich bewaldet. Der Mischwald duftete zwischendurch so schön und sorgte bei der prallen Sonne immer wieder für eine frische Abkühlung. Hin und wieder lugten ein paar tolle Felsformationen zwischen den Bäumen hervor, die zum Formen- und Figurenraten und träumen einluden. Auf Kilometer 49,5 hat Mario, dank seiner neuen Seeschärfe, am rechten Ufer auf einem toten Ast einer Weide, zwei Schildkröten entdeckt.  Da sonnten sich tatsächlich zwei Turtles, eine Rotwangen- und eine Gelbwangenschildkröte.

In der Schleuse in Fürfurt trafen wir wieder auf alte Bekannte aus NRW. Hinter der Schleuse wurden wir für ein paar dutzend Meter von Weiß- und Graugänsen, und einigen Mischlingen verfolgt, wohl darauf trainiert, dass es von Kanuten immer was Leckeres zu futtern gibt.  Mit zügiger Strömung und ein paar Schnellen fuhren wir 3 km bis nach Aumenau, hier fanden wir einen schönen Platz für ein Mittagspäuschen. Auch auf den nächsten 8,5 Kilometern durften wir die Muskeln etwas schonen dank der Strömung. In Villmar fuhren wir unter der Marmorbrücke her und danach gab es endlich wieder Schleusenmeister und zwar ganz viele, ein ganzes Rudel Kinder war so nett uns zu schleusen, nach dem wir den Preis ausgefeilscht haben, ganz schön harte Geschäftsleutschen. Aber danach war Schluss mit Strömung und die letzen 2,5 km arteten richtig in Sport aus. Es gesellte sich auch eine Schulklasse in ihren Leihkanus zu uns. Und wäre das nicht genug gab es auch noch Gegenwind, ich musste ganz dringend mal austreten und keinerlei Möglichkeiten dafür. Erst als Runkeln in Sicht war bot sich mir endlich eine Gelegenheit.  Mindestens 5 kg weniger Flüssigkeit an Bord später konnte ich ganz entspannt den Blick auf Runkeln genießen. Wow, als hätten wir mit den letzten Paddelschlägen eine Reise ins Mittelalter gemacht, diesen Eindruck kann man bekommen wenn man sich Runkeln mit seiner Burg anschaut. Auch die Schleuse war sehr schön und wir konnten mit der Schulklasse schleusen. Leider hatte ein Junge der Klasse die oberen Schütze in die falsche Richtung gedreht, das hieß, dass die Schütze unten offen. Ich habe mich an einer Stange nur festgehalten, Mario seinerseits hielt sich an meinem Boot fest und die Jungs in ihrem RZ hielten sich an Marios Boot fest.  Die obere Strömung von den oberen Schützen hätte mir fast den Arm ausgerissen, bis der Fehler des Jungen erkannt wurde und behoben. Der Junge ist übrigens vor der Schleuse noch ins Wasser gefallen. Ein nicht all zu heller Stern unter dem Firmament. Leider blieb uns nur wenig Zeit nach der Schleuse das Wehr die Steinbrücke und das wunderschöne Städtchen Runkeln von der Lahn aus zu bewundern, denn hier war wirklich eine dolle Strömung und wir mussten auch noch aufpassen, dass wir nicht mit einem der Boote der Schulklasse kollidierten. Nur ein paar Meter weiter, mitten in einer Stromschnelle war die für lange und schwere Kajaks recht unfreundliche steile Treppe zum Campingplatz Runkel. Da hieß es noch mal richtig schwitzen bis wir die drei Boote oben hatten. Auch wenn ich sagen muss, das der Campingplatz wirklich richtig schmuddelig ist, von den sanitären Anlagen her, macht die Zeltwiese mit ihrem Ausblick alles wieder wett. Zu unserer Rechten die Stadt Runkel mit ihrer mittelalterlichen Altstadt und der Burg Runkel, zu unserer Linken die Lahn und dahinter, am anderen Ufer die Burg Schadeck.

Die Burg Runkel wurde erstmals im Jahre 1159 erwähnt, dürfte aber älter sein. Sie wurde von den Herren von Runkel zur Sicherung der Lahnbrücke erbaut und befand sich zunächst im Besitz von Siegfried von Runkel. Im Zuge eines ab etwa 1250 auftretenden Familienstreites um Besitz- und Erbansprüche vertrieb Siegfried 1276 seinen Vetter Heinrich aus der Burg. Dieser ließ darauf ab 1288 auf den gegenüber liegenden Höhen der Lahn die Burg Schadeck als Trutzburg errichten. Aufgrund dieser Funktion erhielten sie und die um sie herum liegende Ansiedlung ihren Namen: „eine Ecke zum Schaden der Burg Runkel“. Eine Eroberung der Burg Runkel fand jedoch nicht statt.

Tja und wir gucken aus unserem Zelt aus der Tür und können beide Burgen sehen. In dieser geschichtsträchtigen Kulisse haben wir mit den Münsteranern einen wirklich schönen Abend verbracht. War wirklich gemütlich, lustig und unterhaltsam. Auch die Marburger haben ganz in unserer Nähe gezeltet.

 

Von Runkel nach Limburg

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                               Datum: 12.06.08

                               Einsetzstelle:  50°24.250’59’’N; 8°09.19´34’’ O; 126 m ü.d.M.

                               Aussetzstelle:  50°23.17’98’’N; 8°04.10’69’’ O; 118 m ü.d.M.

                               Strecke: 10,6 km                              

Als wir am nächsten morgen den Kopf aus dem Zelt steckten dampften unsere Boote in der Morgensonne. Ein Amselweibchen spazierte auf dem RZ herum. Aber da gab es auch noch zwei andere Bündel, die in der Wiese vor sich her dampften. Die beiden Pfadfinder – sie hatten zwar ihr Zelt aufgebaut, hatten aber unter freiem Himmel gepennt. Holla die Waldfee! Nach dem Frühstück hat sich Dominik auf den Weg zum Bahnhof gemacht, die Lahnfahrt war für die Beiden hier zu Ende. Auch wir machten uns so langsam wieder paddelfertig. Der blaue Himmel schien den Wetterbericht Lügen zu strafen. Wir ließen uns in der Strömung schön treiben. Ab Dehrn zog sich der Himmel zu und es hieß schon mal Jacken anziehen. Burg Dehrn war dennoch ein schöner Anblick. Das auffälligste Bauteil der Burg ist der runde 34 m hohe Bergfried mit achteckigem Zinnengeschoss. Während der Turm vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammt wurde das achteckige Zinnengeschoss im 19. Jahrhundert ergänzt.

Zwischen Dehrn und Dietkirchen kamen dann auch unsere Spritzdecken zum  Einsatz. Wir hofften ja eigentlich dass das nur ein kleiner Schauer war und trieben betrübt weiter vor uns her. Aber dann, im Regen, am anderen Ufer, zwei Eisvögel, die im Schutze einer Weide miteinander turtelten.

Die beiden haben uns aufgemuntert und wir paddelten weiter und wurden mit einem atemberaubenden Anblick belohnt. Die wohl schönste Kirche, die ich je gesehen habe – die Lubentiuskirche. Bei der Stiftskirche handelt es sich um eine in Ost-West-Richtung erbaute Basilika mit zwei Türmen an der Westseite. In Längsrichtung ist die Basilika 39 Meter lang. Die Basilika erhebt sich auf einem schroff aufragenden Kalksteinfelsen inmitten des Dorfes Dietkirchen unmittelbar am Westufer der Lahn. Die beiden quadratischen Türme prägen mit ihren Rautendächern, der unterschiedlichen Höhe und der vermutlich neuzeitlichen überdachten Holzbrücke zwischen den Giebeln das Erscheinungsbild der gesamten Kirche. Die Türme stehen auf Felssockeln mit deutlich unterschiedlicher Höhe. Wir mussten hier unbedingt anhalten, auch wenn wir diese Kirche leider nicht besichtigten, musste ich doch kurz zu ihren Füßen, bzw. zu Füßen des Berges auf dem sie steht, stehen bleiben und hoch schauen und auf mich wirken lassen. Wenn man bedenkt, dass die ersten Baudaten auf das Jahr 730 datiert sind. Gigantisch!

Es hatte sich mittlerweile richtig eingeregnet und wir beschlossen unsere Tour, in Limburg vorzeitig zu beenden. Auch hier erwartete uns trotz Dauerregen ein wundervoller Anblick. Limburg – was für eine Altstadt. Der Dom in weiß und orange gestrichen schon aus der Ferne einfach wunderschön. Wir zogen unsere Boote in strömenden Regen auf den Steg des KC Limburg und hofften inständig jemanden vorzufinden. Auf dem KC-Gelände wurde fleißig gearbeitet. Einer der Arbeiter hat auch gleich Kontakt zu jemand vom KC via Handy aufgenommen. Der wiederum hieß uns herzlich willkommen, wir könnten die Boote ins Bootshaus stellen und uns selbst im Vereinshaus trocknen. Das Vereinshaus ist wirklich urig gemütlich und im Bootshaus gab es einige Schätze zu bewundern. 

Wir hatten noch etwas Zeit für ein kleines Nickerchen bis Stefan vom KC-Limburg vorbei kam um uns persönlich willkommen zu heißen. Er zeigte uns alles und gab uns sogar einen Schlüssel. Wir durften im Vereinshaus schlafen und brauchten bei dem Shit-Wetter nicht unser Zelt aufbauen. Wirklich supernett. Den Rest des Tages verbrachten wir mit einer Stadtbesichtigung. Ne was ist Limburg schön. Die schnuckelige Altstadt mit ihren schönen Fachwerkhäusern und Kopfsteinpflaster windet sich schneckenhausähnlich empor bis zu seinem Mittelpunkt in der Höhe – den Dom. Um 800 entstand die erste Burganlage auf dem Limburger Felsen. Es handelt sich um eine Schutzburg, die wahrscheinlich zum Schutze einer Furt der Lahn errichtet wurde. In den folgenden Jahrzehnten entstand in ihrem Schutz die Stadt. 910 wurde Limburg erstmals unter dem Namen "Lintpurc" urkundlich erwähnt. Der auf dem Platz der alten Stiftskirche wurde dann der Sankt-Georgs-Dom erbaut, auch Georgsdom genannt.

Vom Domgelände aus konnten wir hinab auf das Lahntal schauen. Und was entdeckt da Mario in den Baumwipfeln? Etliche Grau- und Fischreihernester. Unglaublich, bestimmt 5 – 6 Nester in einem Baum. Und diese Vögel sind ja nicht so ganz klein. In einem Nest habe ich sogar 4 Junge gezählt. Toll. Auf unserem Abstieg in die Altstadt haben wir uns jedes Lädchen und jedes Häuschen angeschaut, alles ist hier so schön geschmückt und lädt zum träumen ein.  Wir haben noch bei einem Italiener am Fischmarkt gegessen, das Gebäude in dem wir gegessen haben war schon über 500 Jahre alt, das ist doch der Hammer oder? Leider hat während wir gespeist haben Deutschland gegen Kroatien 0:2 verloren. Was für ein Jammer. Aber wir sollten es ja trotzdem noch ins Finale schaffen.

Wieder im KC-Limburg angekommen, machten wir unser Nachtlager fertig. Am nächsten morgen haben wir mit Detlef vom KC vereinbart, dass wir unsere Boote so lange im Bootshaus stehen lassen können, bis das Wetter etwas besser wird.

 

                                               Also Fortsetzung folgt bei Sonnenschein….

  

 Von Limburg nach Rupbach

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                              Datum: 17.06.08

                              Einsetzstelle:  50°23.17’98’’N; 8°04.10’69’’ O; 118 m ü.d.M.

                             Aussetzstelle:  50°19.45’43’’N; 7°55.51’30’’ O; 112 m ü.d.M.

                             Strecke: 25 km

 

Nach 5 Tagen Regenpause und nachdem wir uns noch mal bei Detlef und Stefan vom KC Limburg für ihre herzliche Gastfreundschaft bedankt haben, waren wir endlich wieder auf der Lahn. Sonnenschein, ein makelloser Himmel und mit erholtem Popo ging es los. Schon nach wenigen hundert Metern hieß es warten vor der Stadtschleuse von Limburg. Wir schleusten schließlich mit zwei großen 10er-Holzruderbooten vom CfW Limburg voll mit lustigen Rentnern und die obligatorische Schulklasse in ihren Leihkanus. Übrigens die allererste Schleuse mit einem richtigen Schleusenmeister!!! Juchuh, ab jetzt keine Selbstbedienungsschleusen mehr. Die Schulklasse blieb zurück und die Ruderer fuhren schnell voraus.

Nach knapp 5 km ließ  sich das barocke Oranierschloss in den Baumwipfeln auf einem Felsen hoch über der Lahn erahnen. Es wurde im 17. Jahrhundert errichtet. Die nächste Schleuse(Dietz) war auch nicht mehr weit, hier schleusten wir wieder mit den Ruderern, die wir zwischenzeitlich wieder überholt hatten und einer Motorjacht, der ersten auf unserer Tour. Nach der Schleuse hat das Motorboot die Ruderer in Schlepptau genommen. Auf Höhe Km 90 eröffnete sich eine Augenweide für uns: Balduinstein. Oh wie schön. Krähen umflogen stetig die Kirche. Und im Hintergrund die beeindruckende Burgruine Balduinstein. Die Burg Balduinstein wurde 1319 von Erzbischof Balduin erbaut als Trutzburg unter der Schaumburg.  Ja und nur wenige Paddelschläge sahen wir auch schon Schloss Schaumburg, das seinen bewaldeten Berg krönt, und das schon seit dem Jahr 915.  Der Name Schaumburg wurde 1197 erstmalig erwähnt. Dann folgten viele spannende Entwicklungen und Geschichten der Burg, u. a. die oben genannte Fehde mit dem Erzbischof Balduin. Zwischen 1847 bis 1867 hat  Erzherzog Stefan von Österreich die Schaumburg aufwendig in ihre neugotischer Form zu dem Schloss umbauen lassen.

Und da waren wir auch schon an Schleuse Nr. 3 an diesem Tag, Cramberg. Der Höhenunterschied nimmt von Schleuse zu Schleuse zu, wir können wirklich froh sein, dass wir nicht selbst kurbeln müssen. Die Lahn fließt tief im Tal von hohen bewaldeten Hängen, hier und da können wir einen Blick auf wirklich beeindruckende Felsformationen werfen. Auch die Rotmilane nehmen zu. Und zu den silber-weiß-schwarzen Bachstelzen gesellen sich die silber-weiß-gelben Verwanden, die Gebirgsstelzen, dazu, ja lösen die Bachstelzen zum Teil sogar ganz ab.

Nach der Cramberger Schleuse zieht die Lahn einen großen Bogen von 5 Kilometern bis zur Schleuse Scheidt. In dem Bereich ist die Lahn eine Staustufe ohne jegliche Geschwindigkeit, denn das Wasser  wird an der Schleuse Cramberg abgeleitet, durch den Fels geführt und kommt 1,5 km hinter der Schleuse Scheidt an dem Kraftwerk, dass  im Hang des Berges verbaut ist an und fliest erst dann wieder in die Lahn, hierdurch entstand eine ziemlich starke Querströmung von links, in die man schön reinpaddeln und sich von ihr etwas die Lahn runter tragen lassen konnte.

Ungefähr 2 km nach der Schleuse war auch schon unser Campingplatz Rupbach, kurz vorher haben wir Jochen mit seinem 6 Jahre alten Sohn Benedikt in ihrem Kanu aufgeschnappt. Mit den beiden kamen wir dann noch ziemlich ins Fachsimpeln bezüglich Faltboote am Abend. Bzw. Mario und Jochen haben gefachsimpelt und Benedikt und ich haben rumgealbert.

Von Rupbach nach Bad Ems

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                             Datum: 18.06.09

                             Einsetzstelle:  50°19.45’43’’N; 7°55.51’30’’ O; 112 m ü.d.M.

                             Aussetzstelle:  50°19.05’27’’N; 7°44.04’69’’ O; 81 m ü.d.M.

                             Strecke: 22,5 km

Nach einem gemütlichen Frühstück mit Jochen und Benedikt fuhren wir weiter. Schon nach 2,5 km, bei Km 102,5 zeichnete sich die Laurenburg am rechten Ufer  vor einem bilderbuchblauen Himmel ab.

Eine schöne Schwanendame begrüßte uns hier mit ihren 3 flauschigen Kücken und bettelte lieb um ein paar Brotkrumen, zum Glück hatten wir noch ein paar Brötchen vom Frühstück übrig.

Die erste Schleuse dieses Tages war in Kalkhofen auf Km 105. Nun folgten 5 schöne Kilometer durch das tiefe Lahntal, hin und wieder sahen wir ein Pegelhäuschen. Und auf Höhe km 110  erstreckten sich am rechten Ufer die Weinberge von Obernhof. In sattem Grün leuchteten die Weinstöcke in der Mittagssonne, schön in Reih und Glied. Hier in Obernhof haben wir bei dem Bootsverleih „Wolf“ Pause gemacht und Bier schlürfend, bzw. Eis schleckend auf die Stadt geguckt. Wir haben auch einen Metzger im Dorf gesehen, der bestimmt ein paar Dosen Nierenragout im Regal stehen hat. Da wir aber wussten, dass mittwochs nachmittags alle Läden hier in der Gegend geschlossen haben, machten wir uns gar nicht die Mühe hinzugehen.

Wieder zu Wasser konnten wir bald zu unserer Linken das prunkvolle Kloster Arnstein sehen, welches weiß in der Sonne leuchtete und einen strahlenden Kontrast darstellt zu dem blauen Himmel und dem grünen Berg auf dem es steht. Wie ein Märchenschloss so schön mit seinen Verzierungen, Türmchen und gelb abgesetzten Ecken.  Es wurde 1052 erbaut, zuvor stand hier die älteste bekannte Burg des Rhein-Lahn-Kreises.

Bei km 111 muss man aufpassen, dass einem zur Rechten, hinter den zahlreichen Wohnwagen und hohen Tannen, das Schloss Langenau nicht entgeht. Es handelt sich hier um eine Tiefburg, die im 13. Jahrhundert durch eine Stauanlage zu einer Wasserburg verwandelt wurde.

Bei km 113 schleusten wir wieder mit einer Truppe Jugendlicher in Leihkanus. Nach der Schleuse nutzte ich die Pinkelpause um ein paar Fotos von dem Lahntal, der Schleuse und dem Wehr zu machen. Danach ging es 3 km zügig weiter bis die Burg Nassau in Sicht kam, die sich hoch über der Lahn erhebt. Sie wurde um 1124 erbaut von den Grafen Arnold und Ruprecht von Laurenburg. Die Stadt Nassau ist wirklich schön, verziert mit Blumenbeeten und Fachwerkhäusern.

Zeit zum Entenfüttern hatten wir auch noch. Die arme Entenmutter hatte viel zu tun um auf ihre Brut acht zu geben, denn es war ein kleiner Abenteurer darunter, der immer wieder versuchte seine eigenen Wege zu schwimmen.

Wir hatten noch Gelegenheit die Burg Nassau von der Schleuse aus zu bewundern, während wir talwärts geschleust wurden.

Danach lag das Lahntal wirklich sehr tief. In dem spiegelglatten Fluss reflektierten sich der Himmel und die hohen Berge und schenkte uns ein paar Bilder die wir nie vergessen werden.

Bei km 121 kündigte rechts ein schiefer Turm die Stadt Dausenau an mit ihrer mittelalterlichen Stadtmauer, in welcher Fachwerkhäuschen eingebaut wurden und direkt an der Lahn grenzen.

Direkt hinter der Stadt sollte eigentlich unser Campingplatz für diese Nacht(Lahnbeach) sein, aber er sah nicht besonders einladend aus,  nur Wohnwagen.  Also fuhren wir weiter nahmen noch die letzte Fahrt der Schleuse Dausenau und übernachteten auf einem sehr schönen, aber auch leider sehr teuren Campingplatz: Camp Bad Ems.

 

 Von Bad Ems nach Lahnstein

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                            Datum: 19.06.08

                            Einsetzstelle:  50°19.05’27’’N; 7°44.04’69’’ O; 81 m ü.d.M.

                            Aussetzstelle:  50°18.29’95’’N; 7°35.57’94’’ O; 67 m ü.d.M.

                            Strecke: 15,6 km 

Während unserem Frühstück hatten wir Besuch von einer achtköpfigen Schwanenfamilie, die auf dem Campingplatz übernachtet hat und nun auf dem Weg zum Wasser war. Die nette Dame vom Campingplatz fütterte das schon seit Jahren bekannte Schwanenpaar. Es war echt drollig anzusehen, die Mama voraus und dann die 6 unsicher wankenden Küken, die schon größer als ein Huhn waren und hintendrein der Papa. 

Es wurde Zeit sich für die letzte Etappe dieser Tour fertig zu machen.

Schon nach der ersten Biegung konnte man am rechten Ufer vor einem steilen Hang die ersten Häuser von Bad Ems entdecken.  Und dann noch ein klitzekleines Stückchen weiter und wir konnten die volle Pracht von Bad Ems sehen. Man was für ein Städtchen, es wurde 880 erstmals urkundlich erwähnt. Von der Lahn aus wahrscheinlich am schönsten zu bewundern. Wir kamen wirklich aus dem Staunen nicht heraus. Eine Villa nach der anderen drängten sich dicht an dicht, so verschieden, kunstvoll und schmucklich wie es nur geht.  Dann zur Rechten das gigantische weiße Bauwerk, welches Spielbank und Kurzhaus in sich vereint. Etwas weiter auf der Linken Seite sieht man den gelb gestrichenen Quellturm, der hier 1907 erbaut wurde. Eine handvoll märchenhafter Villen weiter die mit russisch-orthodoxe Kirche mit vergoldeten Zentral- und 4 Nebenkuppeln, sie wurde 1876 erbaut. Ein Springbrunnen mitten in der Lahn und mitten in Bad Ems rundet das Bild ab und unsere Kameras kamen aus der Puste.

Am Ende von Bad Ems ist auf der rechten Seite das große Wehr und links geht es in einem schmalen, langen Stichkanal zur Schleuse.

Direkt nach der Talfahrt ist auf der rechten Seite Fachbach mit dem CP Bäderblick und zur linken Seite die Ortschaft Nievern, wo auch die nächste Schleuse ist, als wir hier warteten wurde ein Fahrgastschiff hochgeschleust und fuhr in dem engen Kanal dicht an uns vorbei. Die Talfahrt ging recht zügig und der Schleusenmeister meldete uns telefonisch bei der nächsten Schleuse(Ahl) an.

Auf dem Abschnitt zwischen Nievern und Ahl haben wir Bekanntschaft mit der Wanderwalze gemacht.

Nach der ersten leichten Rechtsbiegung kam uns auch schon das nächste Fahrgastschiff entgegen, an einer ziemlich engen Stelle in einem Knick der Lahn. Dieser „nette“ Kapitän hielt es nicht für nötig nur ein wenig seiner Fahrt zurückzunehmen. Und schon fuhr Mario in das tiefe Tal, das dieses Boot auf seiner linken Seite zu seinem rechten Ufer riss. Und am Ende dieses Tals, sehr weit oben kam die Wanderwalze. Es ging sehr steil wieder bergauf und die Wellen, die ans Ufer schlugen brachen sich und kamen in einem scharfen Winkel seitlich auf Marios Boot zu. Er tauchte dann mit seiner Spitze in die nächste Welle ein und wurde recht nass.

Ich beobachtete das alles wie in Zeitlupe und auch in Zeitlupe bildeten sich in meinem Kopf die Worte: Oh Scheiße. Aber irgendwie habe ich es noch geschafft die Kamera wasserdicht zu verpacken, bis es mir so erging wie Mario, nur das bei mir noch meehr Wasser ins Boot schwappte. An dieser Stelle sei noch mal den Paddelschutzengelchen herzlich gedankt, dass wir hier nicht gekentert sind.

Die Lahn wird dann wieder breiter, auf der rechten Seite begleitete uns für die nächsten knapp 3 km, ein Höhenzug von gut. 300 m Höhe, bis zur nächsten Schleuse Ahl. Den Adrenalin, den unsere Körper durch die Wanderwalze produziert hatten, konnten wir auf diesem Abschnitt loswerden. Denn wir hatten Gegenwind und herrlich hohe Wellen. Ein wirklich wilder Ritt war das. Yeha! Das hat zwar Spaß gemacht, aber wir waren doch schon ganz schön ausgepowert.

In Ahl war weit und breit nichts von einem Schleusenmeister zu sehen oder zu hören. Nach 15 – 20 Min. warten in der Schleuse fingen wir an zu rufen und zu pfeifen. Nix! Weitere 10 Minuten begrüßte uns der Meister mit dem Satz: „Oh – da sind ja Kajaks!“ Es war wirklich ein sehr netter Mann, der Fotos von uns in der Schleuse machte und uns während der Talfahrt köstlich unterhielt.

Die nächsten 2,5 km zur Schleuse Lahnstein vergingen recht zügig. Große laute Straßen und Industrie gesellten sich an das Ufer der Lahn. An der letzten Schleuse wurden wir schon erwartet. Links oben konnten wir die sagenumwobene Burg Lahneck sehen, von der man sagt das es dort immer noch spukt. Der 29 m hohe Bergfried hebt sich vor allem hervor von dieser schönen Burg, die heute satte 782 Jahre alt ist. Nach der Schleuse schippern wir ganz langsam dahin, denn die Lahn mündet in 1 km in den Rhein. Am rechten Ufer ist noch ein sehr schön bemaltes Fachwerkwirtshaus zu bewundern und einige schnuckelige Häuschen mehr. Einen Abstecher machten wir noch in einen kleinen Industriehafenbecken zur Linken kurz vor der Rheinmündung. Denn von hier aus konnten wir auf der rechten Seite über die Bäume hinweg das neugotische Schloss Stolzenfels bewundern, das in der nun schon bei tiefer stehenden Sonne in sattem orange vor sich hinleuchtete. Was für ein Traumschloss. Wir fuhren ein Stück zurück und zogen die Boote bei der Rudergesellschaft Lahnstein heraus, die so freundlich waren und uns erlaubten unsere Boote dort über Nacht sicher zu verwahren.

Noch am selben Abend fuhren wir mit dem Zug wieder nach Limburg. Eigentlich wollten wir dort auch ein Zimmer nehmen, aber die Preise hauen einen ja echt um. Und in Limburg sammelten sich die Menschenmassen zum Rudelgucken – Halbfinale.

Die ersten beiden Tore für Deutschland hörten wir dann im Auto, als wir schön wieder an der Lahn entlang zurückfuhren. Leider hörten wir auch das erste Gegentor von Portugal. Aber den Ausgleich konnten wir live in dem Hotel Straßburger Hof am Bahnhof von Lahnstein sehen, in dem wir die Nacht verbrachten.

Am nächsten morgen haben wir die Boote abgebaut und uns noch mit einem älteren Mitglied der Rudergesellschaft unterhalten.

 

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